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Film-Kritik: "Godzilla 2: King of Monsters" (Gastbeitrag)

 

Hallo! Nach längerer Abstinenz einmal wieder ein kleines Lebenszeichen, dieses Mal allerdings in Form eines Gastbeitrages meines Freundes Jochen.

 

Ja, in Zukunft wird hier auf jeden Fall auch wieder mehr gepostet, allerdings habe ich nach wie vor viel um die Ohren, weshalb ich nichts versprechen kann und möchte.

 

Jetzt aber viel Spaß mit dem Beitrag von Jochen!

 

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Es war einmal das Jahr 1954. In diesem Jahr betrat das erste Mal eine gewisse atomare Echse die Celluloid-Landschaft und stapfte direkt in die Herzen vieler Fans. Während der erste Film noch eine gruselige Anti-Atom-Botschaft war, wurde die darauffolgenden Filme immer kindgerechter, bis es in den 80ern zu einem Reboot kam, dass wiederum gerebooted wurde, und dann war 2004 Schluss. Godzilla Final Wars war das geplante Echse von Godzilla, in dem er gegen viele alte Feinde noch mal antritt, die bösen Aliens aus den 60ern wieder vorkommen, und er am Ende zufrieden in den Sonnenuntergang läuft. Klasse Film, klasse Ende, aber darum solls nicht gehen. Heute geht’s um die Fortsetzung davon, was 10 Jahre später passierte. 2014 nämlich durften die Amis wieder einen Godzilla Film machen, nachdem Roland Emmerich den Karren 16 Jahre vorher mit Godzilla (1998) gegen die Wand gefahren hat. Der Film war dann auch ganz okay, man hatte das Gefühl, die Macher wussten ungefähr was einen Godzilla-Film ausmacht. Er war jetzt aber auch nicht übermäßig toll. Fans und Kritiker waren sich einig, dass da noch Luft nach oben war. Diese Luft nach oben war Kong Skull Island, ein wirklich genialer Film, der es geschafft hat Monster-Aktion mit interessanten Charakteren zu vereinen, ohne dass jetzt eins von beiden gleich die ganze Waagschale kippt. Schöner Film, sehr zu empfehlen, wenn man auf gut gemachte Actionfilme steht. In der After-Credit Scene dieses Films kam dann auch die Enthüllung, auf die jeder gewartet hat: Wissenschaftler der Organisation „MONARCH“, die Riesenviecher überwachen soll, finden alte Wandmalereien, die ein paar von diesen Kaiju zeigt. Neben dem aus dem 14er Film bekannten Godzilla sieht man als alter eingeweihter auch Mothra, Rodan, und den alten Erzschurken King Ghidorah. Damit war der Hype für den bereits angekündigten „Godzilla: King Of The Monsters“ geboren, hatte man doch jetzt eine Gegnerriege, auf die man sich freuen konnte.
Am 4.6.19 war es dann für mich soweit. Ich kam von der Arbeit, warf mich in eins meiner Godzilla-Shirts und begab mich mit meinem Vater traditionsgemäß ins Kino. Godzilla wird angeschaut, und wenn nebenher die Welt untergeht. Ich ging mit einer dezenten Vorfreude in den Saal, da mich der 14er Film etwas enttäuscht hatte. Zu viele Längen, merkwürdige Monsterszenen, generell zu wenig Kaiju-Gekloppe, und ein unnötiger Fokus auf irgend so einen Soldaten, dessen Familiengeschichte einen wirklich einen Scheiß interessiert. Doch „Godzilla: King Of The Monsters“ sollte mich eines Besseren belehren.

ZUR HANDLUNG (wer SPOILER vermeiden will, möge jetzt bitte zum nächsten Absatz scrollen):

 


Mutti Emma und Tochti Madison haben gestresstes Verhältnis, Vati lebt von der Familie getrennt. Mutti ist Forscherin mit Schwerpunkt Verhaltensforschung und Bioakkustik, und nutzt ihren selbst gebastelten Tiertöne-Imitator (genannt Orca wegen seiner Schallwellen) um eine frisch geschlüpfte Mothra-Larve zu beruhigen, denn Mutti arbeitet ja für MONARCH. Das lustige Kaiju-Kuscheln wird jedoch durch Ökoterroristen unterbrochen, die alle Forscher bis auf Mutti und Tochti kaputtschießen und die zwei mitsamt Orca entführen. Vati Kyle wird daraufhin von MONARCH angeheuert, da er auch Verhaltensforscher ist und den Orca mitgebaut hat, ihn also vielleicht orten kann. Vatis Hauptpersönlichkeitsmerkmal ist am Anfang noch Arschloch sein, denn vor 5 Jahren wurde der Sohn der Familie bei der Endbatscherei des 14er Filmes getötet. Tragisch zwar, aber auch die wahrscheinlich unoriginellste Motivation, die ihnen eingefallen ist. Das wird aber im Film immer wieder schön ausgebaut mit alten Photos der heilen Familie oder Videoaufnahmen. MONARCH währenddessen steckt auch tief in der Scheiße. Da sie Godzilla nicht gefunden haben soll die Organisation nicht mehr unabhängig sein und dem amerikanischen Militär unterstellt werden, was ja wohl ein SUPER Plan ist. Aus dieser Anhörung können sie sich durch die Krise aber kurzfristig herauswinden. Die Terrorristen nutzen den Orca und Emma, um in der Antarktis ein da eingefrorenes Monster namens Monster Zero (King Ghidorah) zu befreien. Bei dem Showdown mit MONARCH-Truppen und der Zusammenfindung der Familie stellt sich jedoch heraus, dass Emma eigentlich mit den Terroristen zusammenarbeitet, und sie kann zusammen mit Madison und ihrem neuen Arbeitgeber entkommen. In einer Videonachricht erklärt sie dann ihr Motiv, dass der Mensch doof sei und stinkt und die Erde verpestet und blablabla, auch dieses Motiv haben wir schon tausendmal gehört. Neu allerdings ist, dass die Strahlung von Kaiju förderlich für das Pflanzen- und Tierbestandwachstum ist. Somit hat sie eine wirklich einfache Lösung für die Umweltkrise. Monster freilassen, fertig.  Als nächstes auf der Liste steht Rodan, der in einem Vulkan auf einer Insel nahe Mexiko schlummert. Jedoch sind nicht nur die Terroristen und MONARCH auf dem Weg dahin, sondern auch King Ghidorah. Der batscht sich kurz mit dem neu erwachten Rodan, wird dann aber von einem auftauchenden Godzilla in die Mangel genommen. Godzi schlägt sich wacker und schafft es sogar einen von drei Köpfen Ghidorahs abzurupfen. Doch dann meldet sich die Armee. Sie fühlen sich von dem Film ignoriert und schießen deshalb spontan eine neu entwickelte Waffe in den Kampf hinein. Die tötet dann alles Leben im Umkreis, verwundet Godzilla schwer, und lässt King Ghidorah unversehrt, der es sich auf dem Vulkan gemütlich macht und seine Dominanz beweist, in dem er seinen Kopf nachwachsen, mit seinem Schrei alle Kaiju der Welt erwachen lässt und sich als ihr Alpha etabliert. Damit ist nicht nur Emmas ach so toller „Wir befreien ein Monster nach dem anderen, damit die Menschheit eine Chance hat sich anzupassen“ Plan im Arsch, sondern das Mistvieh fängt auch an den Planeten zu terraformen. In alten Schriften findet sich nämlich der Hinweis, dass King Ghidorah nicht von der Erde, sondern aus dem All kommt, weswegen er auch die sauerstoffzerstörende Waffe der Armee überlebt hat. Madison ist entsetzt über die bodenlose Inkompetenz ihrer eigenen Mutter und verschanzt sich in ihrem Zimmer. MONARCH werkelt währenddessen an einer Heilmethode für Godzilla. Nachdem nämlich eine voll entwickelte Mothra vorbeigeflogen ist und ihn etwas angeheilt hat ist der in sein Versteck unter dem Meeresboden geschwommen und heilt da jetzt in der hochradioaktiven Umgebung. Nach der Einschätzung dürfte das aber mehrere Jahre dauern, was mehrere Jahre zuviel ist. MONARCH schwimmt also mit nem Uboot runter und Dr. Serizawa (benannt nach Dr. Serizawa aus dem 54er Film, der die Waffe zur Vernichtung Godzillas baute und sich dann das Leben nahm um das Wissen über sie zu zerstören) nimmt einem Atomsprengkopf mit, mit dem er sich vor Godzilla in die Luft jagt, um die Riesenechse wieder hochzupeppeln.

 

Godzilla erwacht mit neuem Leben, und ist bereit für einen Showdown. Dieser wird eingeleitet von Madison, die den Orca von ihrer Mutter klaut und ihn nutzt, um im evakuierten Boston sowohl King Ghidorah als auch Godzilla anzulocken. Unterstützt wird Godzilla, der durch den kleinen atomaren Schubs kurz vor der thermonuklearen Detonation steht, von MONARCH und Mothra, auf Seiten King Ghidorahs steht Rodan am Start. Mothra und Rodan liefern sich ein Luftbattle, das Mothra gewinnt, während das Duell der Giganten von Ghidorah gewonnen wird. Kurz bevor der jedoch seinen Rivalen töten kann wirft sich Mothra vor den Strahl und heilt mit ihrer letzten Lebensenergie nochmal schnell Godzilla. Die Familie hat sich inzwischen wieder zusammengefunden und nutzt den Orca, um Ghidorah wegzulocken. Emma bleibt dabei zurück um ihrer Familie Zeit zu verschaffen und wird wahrscheinlich getötet (man sieht sie weder sterben noch irgendwas auf sie drauffallen, sie ist aber schwer verletzt als wir sie zum letzten Mal sehen). Die kleine Atempause war aber genau das, was Godzilla gebraucht hat. Rotglühend und alles in seiner Umgebung schmelzend stapft er an, pulverisiert mit Schockwellen einen Kopf nach dem anderen dund zersprengt schlussendlich den kompletten Rest des Gegners. Hervorragende Monsteraction, genau sowas wollen wir sehen. Der Film endet dann damit, dass Godzilla in den Ruinen Bostons steht und sich als neuer Alpha aller Monster etabliert, inklusive eines sich schämenden Rodan. In den Credits sehen wir erste Teaser für 2020s „Godzilla VS King Kong“ und in der After-Credit-Scene sehen wir Jonah, Anführer der Ökoterroristen, der von mexikanischen Fischern den Kopf King Ghidorah kauft, der aus dem Meer gefischt wurde. Ende.

 

ZUR AUFMACHUNG:

 

 

Alles was der 2014er falsch gemacht hat wurde hier richtig gemacht. Wer den Film gesehen hat weiß was ich meine, wer nicht, der nicht. Hier zur Erklärung ein paar Beispiele:
- Der generisch klingende Soundtrack des Vorgängers wurde mit einigen Stücken der Originalreihe aufgepeppt. Als sich Mothra aus dem Himmel schwingt ertönt ihr Thema, mitsamt Urwaldtrommeln, und endlich darf Godzilla zu seinem altbekannten Thema durch die Gegend stapfen. Selbst Leute, die nie einen Godzilla-Film auch nur mit dem Arsch angeschaut haben, werden erkennen, wenn sich da musikalisch was tut.
- Die theoretisch coole, praktisch bescheuerte Idee, Monster nur aus realistischen Kamerawinkeln zu zeigen wurde über den Haufen geworfen. Die Babies werden in all ihrer Pracht für optimale Übersicht gezeigt, und zusammen mit der erhöhten Anzahl an Monster Auftritten machte s das zu einem wahren Fest.
- Die menschliche Seite wurde sowohl erweitert als auch reduziert. Da wir jetzt einen größeren Cast an interessanten Charakteren haben wird auch nicht mehr ein dermaßener Hyperfokus auf einzelne Charaktere gelegt. Klar, die Familie sind unsere Protagonisten, aber durch die interessante Mutter-Tochter Beziehung besteht dieser Film nicht nur den Bechtel-Test, sondern zieht auch immer mal wieder Aufmerksamkeit weg von irgendwelchen Militärfuzzis die gerade ihre Männlichkeit rumwedeln müssen. Ein schöner Gegensatz zum Vorgänger, bei dem uns der Protagonist am Ende so genervt hat, dass wir eigentlich gehofft haben, dass er drauf geht.
- Die ANSPIELUNGEN. Großer Gott, dieser Film ist ein wahres Feuerwerk für Fans. Ob es alte Schauspieler der Originale sind, die in Bildern zu sehen sind, oder einfach Waffen, die wiederverwendet werden. Selbst so Sachen wie das Wiedererkennen von Soundeffekten werden Fans die Tränen in die Augen treiben. Und auch Neueinsteiger werden auf ihre Kosten kommen, denn einige der Anspielungen sind so eindeutig, dass selbst der Unkundigste erkennt, dass da wahrscheinlich schonmal was vorher war.

 

 

 

FAZIT:

 

 

Kinder, Godzilla-Filme zu bewerten ist schwer. Man kann nicht einfach die Messlatte für jeden beliebigen Actionfilm anlegen, denn das Publikum ist ein ganz anderes. Wer kuckt denn Kaiju-Streifen überhaupt? Eine gute Frage, die die Macher selbst nicht so genau beantworten können. Deswegen muss jede Kritik gut durchdacht und überarbeitet sein. In diesem Zuge jetzt meine ganz persönliche Meinung:
„Godzilla: King of The Monsters“ ist der Beste Kaiju-Film der letzten Jahre. Er weiß, aus was für einem Franchise er kommt, und er weiß, wo er damit hin will. Die Amerikanisierung des ganzen fühlt sich noch etwas falsch an, da muss noch gedreht werden, das gebe ich zu. Weg von diesen knallharten Typen überall, nehmt euch Alltagstypen und damit eine Inspiration aus den alten Filmen. Bei Skull Island hat das ja auch besser geklappt. Entschieden ablehnen möchte ich hingegen die Stellung vieler Kritiken, die ich lesen musste, die verlauten lassen es wären zu viele Monsterszenen. Dem möchte ich entgegen Stellen: ES WAR NOCH NICHT GENUG! Die groß im Marketing beworbenen Mothra und Rodan ziehen in diesem Film knallhart den Kürzeren und haben mehr Screentime verdient. Ihr Kampf wurde eingedampft wie noch etwas, was eventuell im Directors Cut behoben sein könnte.

 

Ich freue mich auf jeden Fall auf „Godzilla VS. King Kong“, hoffe, dass er nicht so beschissen wird wie der aus den 60ern und wünsche euch viel Spaß beim Film.

 

 

 

Jochen Schneider

Die Rechte an allen im Text verwendeten Bilder liegen bei Warner Brothers.

Quelle:

https://static0.cbrimages.com/wordpress/wp-content/uploads/2019/05/godzilla21.jpg?q=50&fit=crop&w=798&h=407&dpr=1.5

 

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